Montag, 4. Mai 2015

Auswandern

Wo fange ich an? Bei "Wie alles begann"?, "Das 101 des Auswanderns" oder doch lieber  "Meine Leben in..."?
Nee, das ist nicht so meins. Ich will hier zwar von meinen Erfahrungen berichten aber dabei nicht heraushängen lassen wie man es "richtig" macht (obwohl ich natürlich weiß, wie's geht - is klar ne?)
Hier also einmal die Kurzfassung:
Eigentlich sind wir Nordlichter (daher auch die einfallsreichen Fischsynonyme). Ich von Geburt an, mein Mann aus freien Stücken. Aus beruflichen Gründen verschlug es ihn ins Ausland. Östlich. Sehr weit östlich. Nicht Fernost. Eher so arabische Halbinseln. Wüste, Sonne und Meer satt. Leben in einer Luxusmetropole. Eigentlich ein Abenteuer. Nur überschnitt sich das ganze mit der Geburt unseres Wunschkindes und mir war so gar nicht nach Umzug und Abenteuer, sondern eher nach Alltagsharmonie und Nestbauromantik.
 Nach nunmehr über einem Jahr sind wir hier nun aber sehr glücklich und haben Freunde gefunden.

An sich war der eigentliche Prozess des Auswandern dann auch gar nicht sooooo schwierig - nur halt sehr anstrengend und nervenaufreibend.
Im Folgenden mal eine kleine (abstrakte) Übersicht:

1. Job suchen, bewerben und zum Interview. Bei uns gab's vorab ein Interview auf Skype und danach nochmal persönlich vor Ort. Dazu wurde mein Mann extra eingeflogen. Er musste verschiedene Eignungstests und ein weiteres Gespräch absolvieren. Danach wurde er medizinisch durchgecheckt: Röntgen, Blutabnahme und Belastung EKG.

2. Ein paar Wochen später erhielten wir dann Gewissheit. Er war angenommen worden. (Der Vertrag wird allerdings erst bei Arbeitsantritt unterschrieben). Nun hieß es Kündigungen schreiben: alles vom alten Job bis zum Handvertrag wollte fristgerecht und ordentlich gekündigt werden.

3. Flüge müssen gebucht und to-do Listen geschrieben, Absprachen mit Helfern, Verwandten und Bekannten getroffen werden.

4. WuKi erblickt das Licht der Welt. Zeit und Umzug stehen für drei Tage still.

5. Für meinen Mann brechen die letzten zweieinhalb Wochen in Deutschland an. Er muss Frau+ Kind samt Windeln, Babybett, Babymatratze und zigtrillionen anderer Kleinteile zu Schwiegermutti bringen. 3 Stunden mit Baby+Frau+zigtrillionen Kleinteile im Zug queer durch Deutschland. Dann am nächsten tag zurück.

6. Auto verkaufen, Wohnung abgabefertig machen, die letzten Nächte bei Freunden auf Luftmatratze verbringen und aus dem Koffer leben.

7. Abfliegen

8. Im neuen Wahlheimatland Arbeit antreten und gleichzeitig eine neue Bleibe für die Familie finden.

9. 9 Wochen später endlich Frau+Kind + zigtrillionen Kleinteile abholen und in neue Wahlheimat bringen.

10. Neue Möbel kaufen (wir haben nur Geschirr, Bettwäsche und andere Haushaltsutensilien aus Deutschland mitgebracht, da unsere Möbel ohnehin schon aus zweiter Hand stammten und sich die Transportkosten nicht lohnten) .

11. Ins neue Heim umziehen


Ihr seht, besonders für meinen Mann war das eine extrem anstrengende und arbeitsintensive Zeit.